Natur, Neun Etagen für Nager und Insekten

21.09.2020


Über 40 Helfer beteiligen sich an beim Freiwilligentag zwei Projekten in der Stadt – „Schönes Gemeinschaftserlebnis“

Von Klaudia Toussaint

Überall in der Metropolregion packten am Samstag freiwillige Helfer an. Mit zwei von über 500 Projekten und gut 40 Ehrenamtlichen war Frankenthal bei der Aktion „Wir schaffen was“ dabei. Die Arbeit einer Truppe werden wohl nur wenige Menschen sehen. Doch das ist Absicht.

Ein Rückzugsort für Vögel, Nager und Insekten soll der Lebensturm sein, den die Helfer am nördlichen Abschnitt der renaturierten Isenach bei Mörsch in drei Stunden aus Naturmaterialien aufgebaut haben. Initiatoren der Naturschutzaktion waren die Arbeitsgemeinschaft Mörsch und Ortsvorsteher Adolf-José König (SPD). „Es war ein schönes Gemeinschaftserlebnis“, berichtete König zum Abschluss der Aktion, an der Familien, Senioren und Berufstätige beteiligt waren. Auch zwei in Frankenthal wohnende junge Flüchtlinge hatten mit Hand angelegt: „Ich helfe als Dankeschön, dass ich in Deutschland eine neue Heimat gefunden habe“, sagte der 16 Jahre alte Iraker Ahmed Jassm. Und die 18-jährige Feriel Chikhi fügte hinzu: „Zuhause in Algerien gab es solche Naturprojekte nicht. Ich fand es spannend, daran zusammen mit Deutschen mitzuarbeiten.“

Seit einem Jahr erfreuen sich Spaziergänger entlang der renaturierten Isenach südlich der A6 an einer Wildblumenwiese, die mit Nisthilfen, einem Insektenhotel und Natursteinen die Ansiedlung von Reptilien, Vögeln und Insekten fördert. Der neue Unterschlupf am Bachabschnitt nördlich der Autobahn sei auf Anregung von Frankenthalern entstanden und durch Sach- und Geldspenden von Firmen, Bürgern und der Stadtverwaltung ermöglicht worden.

Der Turm ist zwei Meter hoch und besteht aus einem Natursteinsockel, auf dem nach dem Vorbild des Lebensturms im Dürkheimer Bruch insgesamt neun Europaletten übereinandergelegt und verschraubt wurden. Auf diese Weise entstanden neun Etagen auf insgesamt neun Quadratmetern, die mit Ziegeln, Ästen, Reisig und Holzwolle gefüllt und mit Dachziegeln überdacht wurden. Nach der Umgestaltung der Wege im Mörscher Friedhof 2018 ist der Lebensturm bereits der zweite Beitrag des Mörscher Ortsteils zum bislang siebenten Freiwilligentag der Metropolregion.
Im Unterschied zum Naturprojekt südlich der Autobahn befindet sich der Lebensturm im Norden der A6 auf einem Gelände, in dem kein Publikumsverkehr herrscht. Wer die neuen Bewohner des Lebensturms beobachten möchte, sollte östlich des Kleingartenvereins Mörscher Weiden auf dem Weg Nordspange in Höhe der Schleuse „Schließe“ Halt machen und ein Fernglas parat haben.

 

Rheinpfalz Frankenthal, Ausgabe 220 vom 21. September 2020


Autor / Publikation: Adolf-José König