Wichtelküche in Mörsch

07.02.2020


Wichtelküche kommt gut an

Betreuungskinder, die bis 14 Uhr in der Grundschule Mörsch sind, bekommen seit dieser Woche auf Wunsch auch ein warmes Mittagessen. Die guten Erfahrungen der ersten Tage mit diesem „Pilotprojekt“ in Frankenthal stimmen die Beteiligten ausgesprochen zuversichtlich.

Dorfgemeinschaftshaus Mörscher Au, Donnerstag, kurz nach 13 Uhr: Im großen Saal sitzen Schüler der benachbarten Grundschule einträchtig an kleinen Tischen und löffeln die Gemüsesuppe, die heute auf dem Speiseplan steht. Axel Schönherr, Mitglied des Schulelternbeirats, beugt sich etwas vornüber, spricht die Kleinen an: „Na, ist das lecker?“, fragt er prüfend. Ein langgezogenes, fröhliches „Jaaaaa!“ bestätigt: Das passt.

Zu den zufriedenen Beobachtern der Szene beim Ortstermin mit Schulleitung und Vertretern der Stadtverwaltung gehört Mörschs Ortsvorsteher Adolf José König (SPD). Viele hätten mitgeholfen, den Wunsch umzusetzen, den der Elternbeirat, vertreten durch Axel Schönherr und Claudia Turrin, schon 2017 formuliert habe, unterstreicht König. Eine Menge Vorarbeit sei notwendig gewesen – und allen Beteiligten gebühre für den dabei bewiesenen Teamgeist „großes Lob“. Das sieht Schulleiterin Petra Weis genauso. Dank richtet sie vor allem an den Schulträger, die Stadt: Die Zusammenarbeit habe sehr gut geklappt.

157 Schüler besuchen die Grundschule Mörsch nach den Angaben der Leiterin zurzeit. Der Unterricht dauert in den ersten beiden Klassen von 8 bis 12 Uhr, in Klassenstufe drei und vier bis 13 Uhr. Wenn die Eltern es wünschen, können sie ihre Kinder für Zeiten davor und danach – ab 7.30 Uhr und bis 14 Uhr – zur Betreuung in der Schule anmelden. 57 Kinder nutzen zurzeit dieses Angebot – und etwa die Hälfte davon, nämlich 26, sind nun auch zum Mittagessen angemeldet.

Die Mahlzeiten für die sogenannte Wichtelküche werden jeden Morgen gekühlt von dem Unternehmen Apetito aus Mannheim angeliefert. In einem Heißluftofen in der Küche der Mörscher Au werden die Speisen dann erhitzt, und Sandra Schreiber, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, sorgt für die Ausgabe an die Kinder. 3,60 Euro zahlen die Eltern pro Essen.

Die Aufgabe, den Wochen-Speiseplan aufzustellen, hat zunächst einmal Axel Schönherr zusammen mit seiner neunjährigen Tochter Maria übernommen. Über das Online-Bestellsystem könnten die Eltern dann „nachschauen, was geplant ist“, erläutert Stefanie Gentzsch, Fachkraft der Stadt für Schulmensen.

Warme Mittagsverpflegung bekommen nach Angaben der Stadt bisher schon rund 500 Schüler der Friedrich-Ebert-, der Pestalozzi- und der Neumayer-Grundschule, wo Ganztagsunterricht stattfindet. Unter den weiteren sieben Grundschulen mit Halbtagsunterricht und zusätzlicher Betreuung (sie erfasst 470 Schüler) ist die Mörscher Grundschule nun die erste, die auch Mittagessen anbietet.

Die damit verbundenen Kosten seien „überschaubar“, stellt Beigeordneter Bernd Leidig (SPD) fest. Anderswo werde der Aufwand deutlich höher liegen: „Wir haben zum Teil sehr alte Gebäude; da ist das nicht so einfach umzusetzen.“ Mit dem Thema weiter befassen müsse man sich aber auf jeden Fall, signalisiert der Schuldezernent. Denn einerseits gebe es einen Stadtratsbeschluss von 2018, nach dem künftig an allen Schulen Gelegenheit zum Mittagessen geboten werden soll. Und andererseits werde die Stadt mittelfristig ohnehin dazu verpflichtet: „2025 kommt der Rechtsanspruch.“

Die Frage, an welcher Schule das nächste Essensangebot folgen könnte, will Leidig noch nicht beantworten. Wo auch immer es kommt – Eltern werden davon profitieren, glaubt Axel Schönherr angesichts vieler positiver Rückmeldungen. Für Eltern gestalte sich der Nachmittag „einfach entspannter“, wenn die Kinder schon gegessen hätten. Und für das neue Angebot in der Grundschule Mörsch gebe es bereits jetzt, nach wenigen Tagen Praxis, drei weitere Interessenten.

Von Stephan Pieroth



Die Rheinpfalz Frankenthaler Zeitung, Ausgabe Nr. 32 vom Freitag, den 7. Februar 2020


Autor / Publikation: Adolf-José König